Wenn die Stimme versagt
Im Rachenraum, also dem hinteren Bereich der Mundhöhle, zweigen zwei Röhrensysteme ab, die ins Körperinnere führen. Eine Röhre ist die Speiseröhre, die Nahrung aus dem Mund in den Magen befördert. Die andere Röhre ist die Luftröhre, durch die sauerstoffreiche Atemluft in die Lunge gelangt und sauerstoffarme Atemluft wieder entweicht. Die Luftröhre liegt vorne, die Speiseröhre dahinter. Beim Schluckvorgang muss die Luftröhre vollständig verschlossen werden, damit keine Speisen hineingelangen. Dies gewährleistet der Kehlkopf, der als Verbindungsstück zwischen Rachenraum und Luftröhre dient. Schlucken wir, so wird er angehoben, damit der Kehldeckel die Luftröhre abschließt. Der Kehlkopf besitzt außerdem eine zweite, für uns Menschen sehr wichtige Funktion: Hier wird die menschliche Stimme gebildet.
Wie ist der Kehlkopf aufgebaut?
Der eigentliche Kehlkopf wird durch vier Knorpelteile gebildet, von denen einer der bei Männern sichtbare Adamsapfel ist. Die Knorpelteile sind mit Bändern und Muskeln verbunden, damit die Beweglichkeit gegeben ist. In der Mitte des Kehlkopfs sitzt der Stimmbildungsapparat mit den Stimmlippen. Beim Einatmen sind sie geöffnet, damit Luft einströmen kann. Beim Ausatmen können wir sie anspannen und in Schwingung versetzen. Damit werden Schallwellen erzeugt, die wir als Töne wahrnehmen. Je stärker die Stimmlippen gespannt sind, desto höher wird der gebildete Ton. Die Stimmbildung ist dann gestört, wenn die Stimmlippen entzündet, verschleimt, geschwollen oder vernarbt sind.
Kehlkopfentzündung durch Viren
Bestimmte Viren können sich im Kehlkopf festsetzen und dort bei einer Erkältung für eine Entzündung sorgen. Wir bemerken dies dadurch, dass wir plötzlich heiser sind, beim Sprechen krächzen oder in ausgeprägten Fällen sogar keinerlei Stimme mehr haben. Häufig tritt auch ein rauer, trockener Reizhusten auf, der bei Kindern als sogenannter „Pseudokrupp“ auffällt. Gerade nachts geht mit dem bellenden Husten Atemnot einher, die beim Einatmen zu pfeifenden Atemgeräuschen führt. Hier ist der Kinderarzt gefragt. Als Sofortmaßnahme dient die Befeuchtung der Atemwege durch Inhalation. Fieber ist eher selten. Ausgeprägte Halsschmerzen treten nur auf, wenn auch der Kehldeckel im Rachenraum betroffen ist.
Weitere Infektionen des Kehlkopfs
Früher führte die Infektionskrankheit Diphtherie zu gefürchteten Erstickungsanfällen, die kaum zu behandeln waren. Heutzutage werden alle Kinder geimpft, so dass diese Gefahr gebannt ist. In seltenen Fällen sind andere Bakterien Ursache für eine Kehlkopfentzündung. Hier ist der Gang zum Arzt unerlässlich, weil die Erkrankungen schwer verlaufen können und nur eine Antibiotikagabe hilft. Anzeichen sind starke Halsschmerzen, hohes Fieber und starke Beeinträchtigungen bei der Atmung.
Behandlung der Kehlkopfentzündung
Die akute unkomplizierte Kehlkopfentzündung, medizinisch „Laryngitis“ genannt, kann im Rahmen der Selbstmedikation gut behandelt werden. Bei ersten Anzeichen lutscht man Lutschtabletten mit Zink und Vitamin C, damit die auslösenden Viren schnell inaktiviert und die Abwehrkräfte rasch gestärkt werden. Die Entzündung selbst wird durch ein geeignetes Enzympräparat bekämpft. Die raue Stimme muss möglichst geschont werden, damit sich der Stimmbildungsapparat gut erholen kann. Also am besten: Weder sprechen noch flüstern! Das gilt ebenfalls für Heiserkeit bei Kindern. Inhalationen werden als sehr angenehm empfunden. Rauch ist absolutes Gift für entzündete Stimmlippen. Begleitender Hustenreiz wird am besten durch Hustenstiller gelindert. Lutschtabletten mit Heilpflanzenextrakten aus Isländischem Moos oder Primelwurzel schützen die Rachenschleimhaut.
Mein persönlicher Tipp:
Auch Halstabletten, die zu einer Feuchtigkeitsbindung im Rachen führen, schützen den Stimmbildungsapparat. Sie leisten gute Dienste, wenn man viel sprechen muss oder die Stimme durch Singen stark beansprucht wird.
Approbation als Apothekerin. Leitung der Pregizer Apotheke in Pforzheim.