Vitamin B12, das Vitamin für Gehirn und Gefäße
Es ist gar nicht so bekannt, dass bis zu 30 Prozent der Personen über 65 Jahren einen Vitamin B12-Mangel aufweisen. Unabhängig vom Alter sind drei Viertel aller Vegetarier und über 90 Prozent aller Veganer ganz besonders gefährdet für einen Vitamin B12-Mangel. Wofür brauchen wir dieses Vitamin überhaupt und welche Rolle spielt es im menschlichen Stoffwechsel?
Die Versorgung mit Vitamin B12 erfolgt normalerweise über tierische Lebensmittel, denn in Pflanzen kommt das Vitamin praktisch überhaupt nicht vor. Die Aufnahme über die Nahrung läuft folgendermaßen ab: Im Magen wird das Vitamin durch das saure Milieu der Magensäure gelöst. Dabei wird in der Magenschleimhaut ein eigenes Transportmolekül für Vitamin B12 gebildet, der sogenannte „Intrinsic-Factor“. Mit dessen Hilfe wird Vitamin B12 im Dünndarm in den Körper eingeschleust. Überschüsse werden in der Leber gespeichert. Tiere machen das genauso. Daher sind Rinder- und Schweineleber die Spitzenreiter in punkto Vitamin B12-Gehalt. Aber auch andere Fleischsorten, Hühnerei, Hering, Makrele, Miesmuscheln und Austern enthalten reichlich davon.
Wie kommt es nun zu einem Vitamin B12-Mangel?
Es gibt dafür zwei Gründe: Entweder nehmen wir zu wenig davon über die Nahrung auf, oder es liegt eine Störung im ausgeklügelten Transportmechanismus vor. Wir können zwar ziemlich lange von den Speichern in der Leber zehren, aber irgendwann lässt sich ein Mangel nicht mehr ausgleichen. Da das Vitamin fast nur in tierischen Produkten vorkommt, müssen Vegetarier und insbesondere Veganer die mangelnde Versorgung über Nahrungsergänzungsmittel ausgleichen.
Wie wird der Transportmechanismus gestört?
Manche Medikamente wirken als Vitamin B12-Räuber. Dazu gehören alle Arzneimittel, die die Ausschüttung der Magensäure verhindern, also die sogenannten Säureblocker wie Pantoprazol oder Omeprazol, sowie andere Arzneimittel gegen Sodbrennen. Sie verhindern nämlich die Bildung des Intrinsic-Factors ebenso wie chronische Entzündungen der Magenschleimhaut. Aber auch der weit verbreitete Wirkstoff Metformin, der bei Diabetes 2 häufig zum Einsatz kommt, sowie die Antibabypille stören die Vitamin B12-Aufnahme in den Körper. Auch Antidepressiva beeinträchtigen den Vitamin B12-Stoffwechsel. Da diese Stoffe über lange Jahre eingenommen werden, ist die ausreichende Zufuhr besonders wichtig.
Ab wann liegt ein Vitamin B12-Mangel vor?
Im Blut kann der Homocystein-Wert Aufschluss über den Vitamin B12-Status geben. Diese Aminosäure wird nämlich nur unter Mitwirkung von Vitamin B12 zur Aminosäure Methionin weiterverarbeitet. Findet dieser Umbau nicht statt, so reichert sich Homocystein an. Zu große Mengen greifen jedoch die Adern und das Herz-Kreislaufsystem an. Außerdem werden sämtliche Nerven dauerhaft geschädigt: Sensibilitätsstörungen wie Kribbeln in den Beinen, Schwindel und Arteriosklerose können die Folge sein. Auch die gefürchtete Polyneuropathie bei Diabetikern ist in diesem Zusammenhang zu sehen. Die Nervenschädigung im Gehirn kann die Entwicklung von Alzheimer begünstigen. Hinter chronischer Müdigkeit kann sich übrigens auch ein Vitamin B12-Mangel verbergen.
Ab wann braucht man Vitamin B12-Spritzen?
Der Arzt kann bei besonderen Schädigungen der Magenschleimhaut oder bei ausgeprägtem Mangel Vitamin B12 spritzen. Im Normalfall reicht es aus, Vitamin B12 gemeinsam mit Vitamin B6 und Folsäure als Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen.
Mein besonderer Tipp:
Auf dem Markt gibt es auch Hochdosis-Präparate von Vitamin B12, die als natürliche Aufputschmittel vermarktet werden.
Approbation als Apothekerin. Leitung der Pregizer Apotheke in Pforzheim.