Das Lymphsystem: Alles im Fluss
Laut Thomas Mann ist die Lymphe der „Saft der Säfte“. Doch was verbirgt sich hinter diesem geheimnisvollen Saft, was sind seine Aufgaben? Unser Körper besitzt nicht nur ein Blutgefäßsystem, sondern als zweites Netz das lymphatische System. Es transportiert immerhin bis zu drei Litern Flüssigkeit jeden Tag. Dieses Netzsystem steht mit dem Blutgefäßsystem in enger Verbindung. Es dient dem Abtransport von Abfallstoffen, der Entgiftung, und es sorgt wie eine Art Drainage für die Entwässerung des Gewebes.
Was steckt in der Lymphe?
Die Lymphe besteht hauptsächlich aus Gewebeflüssigkeit und enthält Sauerstoff, Proteine, Mineralien und Nährstoffe. Wichtige Bestandteile sind Immunzellen (B- und T-Lymphozyten) und sie enthält auch Transportvehikel für Fette. Die Lymphe ist folglich ein Transportsystem und Teil des Immunsystems. Es gibt regelrechte lymphatische Organe wie den Thymus und das Knochenmark. In ihnen reifen die Lymphozyten heran, lebenswichtige Zellen der Immunabwehr. Sie stellen die bedeutsamen Antikörper zur Abwehr von Krankheitserregern her. Weitere lymphatische Organe sind die Milz und die Lymphknoten. Sie sind direkt an der Immunabwehr beteiligt und sind im ganzen Körper verstreut anzutreffen. Dort werden Immunantworten auf Eindringlinge von außen ausgelöst. Außerdem findet sich hinter sämtlichen Schleimhäuten lymphatisches Gewebe, so also im Rachenraum die Mandeln, in den Bronchien und – ganz besonders wichtig – im Darm, in dem 80 % sämtlicher Immunzellen zu finden sind.
Im Lymphsystem ist das Immunsystem beheimatet, das Fremdes ausschaltet
Die feinsten Lymphanfangsgefäße, genannt Kapillaren, beginnen blind im Zellzwischenraum. Diese Kapillaren vereinigen sich zu immer größeren Lymphgefäßen, die über die Lymphknoten vernetzt sind. Die Lymphknoten dienen als Filtersystem und Prüf- und Depotstation für Partikel und Erreger. Dort findet das Zusammenspiel aller Immunreaktionen statt. Erst wenn die Fremdstoffe auf „Unbedenklichkeit“ geprüft worden sind, dürfen sie aus dem Lymphsystem in den Blutkreislauf entlassen werden. Dies geschieht, indem ganz am Ende das letzte, größte Lymphgefäß in die obere Hohlvene (also ein Blutgefäß) nahe am Herzen mündet. Damit wird die Lymphflüssigkeit wieder dem Blutkreislauf zugeführt. Ein Herz, das die Lymphe pumpt, gibt es nicht. Der Transport wird vorwärtsgetrieben durch muskelähnliche Abschnitte, die durch Zusammenziehen die Flüssigkeit weiterschieben. Rückstauklappen verhindern dabei einen Rückfluss.
Wie bildet sich ein Lymphstau?
Wenn der Lymphabfluss gestört ist, bilden sich Schwellungen. Ein solches Lymphödem kann der Physiotherapeut mittels einer Lymphdrainage von Hand entstauen. Wenn, wie z. B. bei einer Krebserkrankung, verschiedene Lymphknoten entfernt werden, kann das Lymphsystem so stark beeinträchtigt werden, dass eine regelmäßige Lymphdrainage erforderlich wird. Wenn in einem akuten Fall durch eine Wunde oder durch eine Operation das Lymphsystem durchtrennt wurde, schließt sich eine mehrwöchige Lymphdrainage an, bis sich das Lymphsystem wieder regeneriert hat. Jeder kennt zudem das Symptom der geschwollen Lymphknoten am Hals. Tritt ein Infekt auf, so ist dies das Zeichen eines gut funktionierenden Immunsystems, das bei einer Infektion die Erreger bekämpft. Am Ende des Infekts schwellen die Knoten wieder ab. Akute Schwellungen können mit natürlichen Enzymen gut behandelt werden.
Mein besonderer Tipp:
Immer, wenn im Körper ein längeres Entzündungsgeschehen oder Schwellungen beobachtet werden, stößt das Lymphsystem an seine Grenzen. Abhilfe schafft eine etwa vierwöchige Entgiftungskur, die das Lymphsystem entlastet und wieder zur natürlichen Funktionsfähigkeit zurückbringt.
Approbation als Apothekerin. Leitung der Pregizer Apotheke in Pforzheim.